Hamsterkäufe – Schrecken des kalten Krieges?

Unsere Regierung plant, der Bevölkerung zu Hamsterkäufen zu raten – so lässt es sich diese Tage in diversen Medien (und selbstverständlich auf Facebook) lesen. Und natürlich sind wieder die Unkenrufe und Spekulationen da: Weiß die Regierung etwas, das wir nicht wissen? Droht ein Krieg? Wollen „die“ uns mit Angst gefügig machen?
Ich bin ja normal nicht unbedingt so der Regierungs-Befürworter – zumindest die aktuell Regierenden entsprechen nicht unbedingt dem, was ich mir unter einer „guten“ Regierung vorstelle. Aber an diesem Punkt muss ich unseren lieben Verschwörungs-Mob mal ein wenig zur Ordnung rufen.
Zunächst: was ist eigentlich passiert?
Vor vier Jahren hat der Haushaltsausschuss des Bundestages eine „Strategie zur zivilen Verteidigung“ in Auftrag gegeben. Diese war schon lange überfällig, weil die alten Strategien einfach nicht mehr zeitgemäß waren: Die Medien und Informations-Systeme haben sich verändert, das Kaufverhalten der Bevölkerung hat sich stark geändert – und letztlich hat sich der gesamte Markt verändert. Es gibt heute enorme Mengen an schnell verderblichem „Fastfood“, die Kühl-Theken sind voll von blisterverpackten „Tagesrationen“.
Diese „Strategie zur zivilen Verteidigung“ lässt nun die Opposition reflexartig unken, weil der Begriff „Verteidigung“ heutzutage vollkommen anders geprägt ist – dabei gibt es auch heute noch eine „Deich-Verteidigung“, bei der niemand automatisch an ISIS, Putin, Assad, oder Horden von Flüchtlingen denken würde.
Die Frage: brauchen wir denn überhaupt diese Strategie?
Kurze und klare Antwort: ja. Punkt. Unser Leben wird immer techniklastiger, wird immer empfindlicher und immer urbaner. Wo in meiner Kindheit noch Kerzen und Streichhölzer zu jedem Haushalt gehörten, finden sich heute nur noch duftende Teelichte – und im Kühlschrank fristen ein paar Jogurts und Fertig-Gerichte ein einsames Dasein. Herd elektrisch, Warmwasser elektrisch – und selbst die Gas-Heizung funktioniert nicht mehr ohne Elektrik. Wie verletzbar wir sind merken wir spätestens, wenn es doch mal zum (in der Regel kurzen) Stromausfall kommt: statt Taschenlampe und Kerze muss man zur Foto-LED aus dem sowieso chronisch leeren Handy greifen, in kürzester Zeit sitzen wir in Decken gehüllt und stellen fest, dass es keine gute Idee war, den alten Dosenöffner zugunsten des neuen Elektrischen zu entsorgen…
Nein, ich glaube nicht, dass Putin in Deutschland einmarschiert – und auch Assad wird nicht über die Alpen kommen… und selbst die ach so bösen Horden von Schmarotzer-Flüchtlingen werden keinen Putsch versuchen.
ABER: wir müssen unsere eigene Verletzlichkeit hinterfragen. Das Stichwort hier heißt „Eigenverantwortung“. Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass der Strom immer aus der Steckdose kommt – und selbst das Wasser aus dem Wasserhahn ist keine Selbstverständlichkeit.
Wir stecken in einer Misere: einerseits wird unser Leben immer empfindlicher, angreifbarer und kurzlebiger… und andererseits bedrohen Klimaveränderungen (und ja: auch Terrorismus) immer mehr unsere empfindliche Technik.
Von daher muss ich ausnahmsweise unserer Regierung Recht geben: ja, wir müssen wieder Eigenverantwortung übernehmen. Ja, wir brauchen Vorräte und auch Trinkwasser… eigentlich sollte das eine Selbstverständlichkeit sein und eigentlich sollte unser eigener Überlebens-Instinkt uns das schon klar machen.
Liebe Grüße
Euer Thomas

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