Keine Turnhalle für Flüchtlinge?

„…ELTERNRAT: FLÜCHTLINGE RAUS AUS TURNHALLEN…“
So im Wortlaut eine Überschrift heute Morgen in einer Dresdener Tageszeitung. Nun, das ist natürlich erst einmal eine Überschrift, eine Message, die an kommt. Eine klare Forderung.

elternrat

(Link)

Beleuchten wir erstmal nicht seine Beweggründe. Später mehr dazu – erst einmal nur die Überschrift, mit der er natürlich – gerade in Dresden – Öl ins Feuer gießt. „Unsere Schüler werden durch böse Flüchtlinge belästigt“. Da war es wieder, dieses unsägliche Wort: Belästigung. Nach der Belästigung kommen natürlich Vergewaltigung und schließlich Mord… so wird es uns im Fernsehen in Soaps, B-Movies und letztlich Nachrichten „aus aller Welt“ ja vorgelebt.

Wie gesagt – abgesehen von seinen Beweggründen: muss eine solche Überschrift sein? Muss eine solche Aussage sein? Gerade in diesen so bewegten Zeiten? Ich denke, nein.

Kommen wir zu seinen Argumenten:

„…Ein unkontrollierbar Eingriff durch Dritte (…) stelle erhebliche Risiken beim Brand-, Katastrophen- oder Fluchtwegmanagement dar…“

Fakt ist: viele Gebäude, die früher ganz regulär bewohnt wurden, stehen leer, werden nicht für Flüchtlinge freigegeben, WEIL sie NICHT den strengen deutschen Brandschutzbestimmungen entsprechen. Nun ist, trotz dieser strengen Brandschutzbestimmungen, eine Turnhalle für Flüchtlinge freigegeben worden… bevor so etwas geschieht, redet das Bauamt ein Wörtchen mit, die Feuerwehr muss nach einer strengen Begehung ihr Okay geben… und dann kommt so ein „Elternrat“ daher… und weiß alles besser?
„…Man riskiere „erheblichen Wildwuchs“, was den Sportunterricht betreffe. Die Schulpflicht werde unter Umständen für bestimmte Bereiche ausgehebelt, u. a. die Einhaltung des Lehrplans gefährdet…“
Ja ne, ist klar. Spätestens an diesem Punkt hat sich der Herr Elternrat selbst ins Aus geschossen: wir haben in Deutschland einen massiven Lehrkräftemangel. Ein einziger Lehrer muss 30-40 Schüler betreuen, stille Reserven gibt es fast nirgendwo… Krankheit von Lehrkräften bedeutet in der Regel Schul- oder wenigstens Stundenausfall. „Sportunterricht“ heißt heute doch an vielen Schulen: „die Jungs spielen Fußball, die Mädchen schauen zu“. Wo ist bitte der richtige *Sport*unterricht… Zirkeltraining, Gymnastik, Geräteturnen, Schwimmen? Sicher gibt es Schulen, Lehrer, bei denen es noch richtigen Sportunterricht gibt – aber Hand aufs Herz: sind DAS die Schulen, an denen Flüchtlinge untergebracht werden?
„…Den Kindern würden ständig und hautnah Konflikte vor Augen geführt, die bei der Aufnahme von bis zu 300 Personen entstehen könnten…“

Okay, also um es richtig zu verstehen: Kinder erleben also normalerweise eine heile Welt aus Liebe, Zuwendung, Sicherheit, Frieden und Vertrauen an unseren deutschen Schulen… und diese wird nun empfindlich darin gestört, dass „bis zu 300“ (diese Zahl möchte ich im übrigen in Frage stellen!) raubende, mordende und vergewaltigende Flüchtlinge wie ein Schwarm Heuschrecken über unsere ansonsten so behüteten Schüler herfallen? Verzeiht bitte die beißende Ironie – könnte es nicht viel mehr sein, dass den Schülern hautnah vor Augen geführt würde, dass die Flüchtlinge auch nur Not leidende *MENSCHEN* sind? Dass es einigen rechten Gruppierungen vielleicht nicht passen könnte, wenn der Nachwuchs unseres ach so arischen Ursprungs mit Flüchtlingskindern Freundschaften schließen könnte?
Also ganz ehrlich: zwischen hundert Flüchtlingen syrischer Herkunft fühle ICH mich deutlich sicherer, als auf dem Pausenhof so mancher Hauptschule in Brennpunkt-Stadtteilen… und noch VIEL sicherer, als in mitten randalierender „besorgter Bürger“ mit Brandsätzen und Baseballkeulen in der Hand.
Vielleicht sollten wir alle mal ein wenig nachdenken, bevor wir mit irgendwelchen Forderungen an reißerische Massen-Medien treten… nur so als Gedankengang.

Hannover: Neue Namen für diese Straßen

Manchmal frage ich mich, ob die Lobotomie Grundvoraussetzung für Politiker und Stadträte ist… ja, ich bin der Erste, der dafür plädiert, rechtsradikales Gedankengut aus der Welt zu schaffen… aber nun *jeden* zu denunzieren, der mal irgendeinen Kontakt mit dem Regime hatte… ohne Worte.
Ob sich dieser selbsternannte „Expertenbeirat“ mal wirklich mit – zum Beispiel – der Person Ferdinand Sauerbruch beschäftigt hat, dem nun wegen „Nazi-Vergangenheit“ die nach ihm benannten Straßen umbenannt werden sollen?

sauerbruch

(Link)

„…Nissen selbst schreibt in seiner Autobiografie, sein Lehrer sei kein Antisemit gewesen und habe durch Empfehlungsschreiben zahlreichen emigrierten Kollegen geholfen. Sauerbruch bemühte sich auch nach 1933, die Kontakte zu deutsch-jüdischen Freunden und Bekannten nicht abreißen zu lassen, setzte sich für sie ein und nahm Unannehmlichkeiten von Seiten des Regimes in Kauf. Dies berichten unter anderem Robert M. W. Kempner, Richard Willstätter und Paul Rosenstein…“ (Quelle: Wikipedia)
Verhält sich so ein Hitler-treuer Faschist? Sicherlich nicht.