Possen der Politik – oder: die Ausweise der Terroristen…

Bekanntlich verlieren ja Asylbewerber, bevor sie nach Deutschland kommen, grundsätzlich ihre Ausweise, um mit gebrochenem Syrisch zu behaupten, Syrer zu sein. Eine Ausnahme bilden da nur die als Flüchtlinge getarnten IS-Terroristen, die ihre Ausweise noch brauchen, um sie am Tatort liegen zu lassen.

Nun ist es in dem aktuellen Fall zwar so, dass es zwar kein Ausweis war, doch aber immerhin ein amtliches Duldungs-Dokument (so etwas ähnliches, wie ein Ausweis), welches im Fußraum des LKW gefunden wurde, aber natürlich haben wir jetzt einen Namen – und das Volk ein Feindbild…

…die breite Masse schluckt die Pille und für den mündigen Bürger hat Focus Online auch gleich die passende Erklärung[1] bereit:

„…Terroristen machen das so, weil sie Narzissten sind damit sicher stellen wollen, dass sie als Märtyrer in den Himmel kommen…“    (sagt mal Jungs, welches Kraut nehmt Ihr – und kann ich auch was davon abhaben?)

Okay, genug der Polemik, dann lasst uns die ganze Sache mal chronologisch[2] und sachlich analysieren:

Am Montag dem 19.12.2016 um 20:02 passiert der Terroranschlag. Bereits wenige Minuten später sind Polizei und Feuerwehr vor Ort und sichern Spuren – ab diesem Zeitpunkt dürfe es für niemanden mehr möglich sein, irgendetwas an dem LKW zu manipulieren… richtig?

Bereits eine dreiviertel Stunde später wird ein Tatverdächtiger in der Nähe der Siegessäule festgenommen, der von einem Augenzeugen durch den Tiergarten verfolgt wurde. Dieser Tatverdächtige wurde nun 20 Stunden lang verhört, bis klar war, dass er als Täter nicht in Frage kommt.

Nachdem am Folgetag um 9:30, also 13 Stunden später, die Spurensuche am Tatort abgeschlossen ist, wird der LKW zu weiteren Untersuchungen abgeschleppt.

Noch am selben Tag wird der ursprünglich Tatverdächtige um 18:54 wieder frei gelassen, da kein dringender Tatverdacht gegen ihn vor liegen würde.

Um 20.13 Uhr, also erst 24 Stunden nach dem Anschlag, nimmt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) das Attentat für sich in Anspruch.

Erst am Morgen des 21.12.2016 wird aus Polizeikreisen[3][4] bekannt, dass bei den weiteren Untersuchungen des LKW besagtes Ausweisdokument im Fußraum (je nach Quelle wahlweise unter dem Beifahrersitz) gefunden wurde und nun der 21-jährige Tunesier Anis A. tatverdächtig sei, der den Ermittlungsbehörden bekannt und von der Berliner Justiz bis September sogar observiert wurde.

um 15:30 wurde seitens der Behörden dann mitgeteilt, dass eine Tatbeteiligung des Tunesiers nicht erwiesen sei, er gelte „nur“ als Verdächtiger. Sein Asylantrag sei abgelehnt worden. Gegen ihn sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, weil er an der Planung „einer staatsgefährdenden Straftat“ beteiligt gewesen sein soll.

 

Soweit bis hier die unstrittigen Fakten. Aber bereits jetzt tauchen für mich ein paar unerklärliche Ungereimtheiten auf:

  1. es braucht über 13 Stunden Spurensuche am Tatort und nochmal 24 Stunden weitere Untersuchungen des LKW, um ein Ausweis-Dokument zu finden, welches im Fußraum (wahlweise unter dem Beifahrersitz) liegt?
  2. der ursprünglich Tatverdächtige in einem mutmaßlichen Terror-Delikt wird nach 20 Stunden bereits wieder frei gelassen? Mal ehrlich: Jörg Kachelmann saß – trotz festem Wohnsitz – wegen einer ihm angelasteten Vergewaltigung über zwei Monate (20. Mai bis 29. Juli 2010) in Untersuchungshaft… und ein mutmaßlicher Terrorist kommt nach 20 Stunden wieder frei?
  3. Der neue Tatverdächtige nun hat eine „lange Liste von Vorstrafen“, wurde sogar bis September observiert. Man weiß, wo er her kommt, man weiß, wie er nach Deutschland kam, sein Asylantrag wurde im Juli 2016 abgelehnt und er sei unter getaucht. Ähm… Moment: er wurde noch bis September observiert?
  4. Das gefundene Ausweisdokument wurde versucht damit zu erklären, dass er als narzisstischer Terrorist einen Märtyrer-Tod sterben wollte… wäre da nicht eine Flucht mit anschließendem Untertauchen nicht… kontraproduktiv?
  5. Der IS braucht über 24 Stunden, um sich zu dem Anschlag zu bekennen? Jungs, mal ehrlich…

Leider kann ich Euch natürlich auch nicht sagen, was an dem Abend des 19. Dezember 2016 in Berlin passiert ist. Leider kann man auch die Opfer nicht wieder lebendig machen und die Verletzten nicht gesunden.

Aber wir brauchen uns auch keine Geschichten erzählen lassen. Weder um uns zu beruhigen, noch um Presseorgane reich zu machen, noch um rechten Parteien in die Hände zu spielen, oder politische Fehlentscheidungen zu legitimieren.

Vor allem sind aber nicht die Flüchtlinge schuld, in deren Kielwasser der mutmaßliche Täter nach Deutschland kam… genauso wenig, wie der LKW Hersteller, mit dessen Fahrzeug der Täter dieses furchtbare Blutbad angerichtet hat.

Was können wir, jeder Einzelne, denn jetzt am Besten tun?

Diese Frage kann man recht einfach beantworten. Vor allem: don’t Panic! Wir haben hier in Deutschland jetzt das erste Mal einen Anschlag mit mehreren Toten erlebt… und selbst dieser ist mit „nur“ 12 Opfern relativ glimpflich abgelaufen. Bei 82 Millionen Einwohnern liegt sogar die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz getroffen zu werden, deutlich höher, als Terror-Opfer zu werden… nein, zu RAF-Zeiten haben wir schon deutlich schlimmeres überlebt, ohne dass alle kollektiv auf Facebook gejammert haben.

Das, was Terroristen wollen, ist Aufmerksamkeit. So schrecklich ein solches Blutbad ist, so sehr wir um die Angehörigen trauern, so sehr wir die Täter hassen… jeder, der dieses Ereignis hoch spielt, jeder, der nun gegen Politiker, Flüchtlinge oder Minderheiten hetzt, macht sich MITSCHULDIG, instrumentalisiert die Opfer und tritt das Leid der Angehörigen mit Füßen – das muss man sich klar machen.

Wenn die Zeitungen nicht mit Spekulationen und ungelegten Eiern aufhören, dann hört auf, die Artikel zu lesen, zu teilen… wenn die AFD jetzt auf den Zug aufspringt und gegen Flüchtlinge hetzt, dann erstickt diese Nazis im Keim… wenn Dein Nachbar mit Verschwörungstheorien aufwartet, erklärt ihm die Problematik, zeigt ihm Artikel wie diesen hier.

Und: LEBT. Ihr habt nur dieses eine Leben. Schmeißt es nicht weg für eine diffuse Angst vor hochstilisiertem Terror. Fordert nicht immer schärfere Gesetzte, fordert nicht noch mehr Überwachung… und macht Euch klar, dass wer immer mehr Sicherheit zu Lasten der Freiheit fordert, am Ende beides verlieren wird…

Liebe Grüße

Euer Thomas


[1] Focus – Papiere im Lkw gefunden

[2] Morgenpost – Die dramatischen Ereignisse von Berlin in der Chronologie

     az-online – Die Chronologie der Ereignisse vom Anschlag in Berlin

[3] rbb-online – Berliner Justiz observierte Verdächtigen ein halbes Jahr

[4] Welt – Neue Spur durch Duldungspapiere im Lkw

Beritt – der moderne und leichte Weg?

Schon seit einiger Zeit gehöre nun auch ich zu der „früher war alles besser…“ Fraktion, wo ich doch noch vor gar nicht allzu langer Zeit genau diese Einstellung verteufelt habe. Werde ich alt? Oder vielleicht doch Weise?

Nein, ich denke, dass beides stimmt: sowohl die ewig Gestrigen mit ihrem Genöle, wie auch die Erkenntnis, dass moderne Zeiten nicht immer nur die besten Lösungen mit sich bringen.

Gerade habe ich wieder einen Post auf Facebook gelesen, indem eine Frau um Rat sucht, weil sie mit ihrem Pferd nicht klar kommt und Angst hat – und da ich natürlich gerne helfe, lese ich mir ihre Frage durch:

Hallo zusammen ich bin grad so frustriert könnte nur noch weinen :‘-( mein Pferd ist ja seit Montag wieder bei mir nach 2 Monaten Beritt…da es die letzten 2 mal im Reitunterricht bei der Trainerin so super lief und ich fast angstfrei reiten konnte habe ich gedacht ich könnte doch ein wenig in der Weide reiten…aber es war wahrscheinlich zu früh..der Kleine war sehr nervös und ich bekam solche Angst dass ich so schnell wie möglich wieder runter bin 🙁 bei der Trainerin ist er immer völlig relaxt und eher gemütlich unterwegs, bei mir nervös 🙁 ich glaube nicht dass ich micht jemals traue mein Pferd richtig zu reiten, bin grad echt am verzweifeln :‘-(

Schon im ersten Satz stolpere ich über das Wort „Beritt„, bei dem sich mir spontan die Zehnägel hochrollen: wie kann eine fremde Person meinem Pferd beibringen, wie es sich bei mir zu verhalten hat, wenn Pferde doch beziehungsorientiert lernen?

Heute ist alles einfach geworden: das Auto warnt mich vor Abstand und Eis, die Mikrowelle davor, nicht meine Katze zu trocknen… und selbst das Obst gibt es fertig geschält in Blister. Da ist es nur verständlich, dass man sich nicht mehr mit seinem Tier beschäftigt, sondern erwartet, ein perfekt ausgebildetes Tier – am besten mit Gebrauchsanweisung auf Video – frei Haus geliefert zu bekommen.

Nein, meine lieben Angstreiter, so funktioniert das nicht. Das Stichwort heißt Eigenverantwortung. Sein Leben sowieso, aber natürlich sein Hobby selbst in die Hand nehmen. Pferd und Mensch als Team – gemeinsam lernen, natürlich gerne auch mit Coach. Du musst Dein Pferd verstehen lernen – sonst wird es immer etwas einseitiges bleiben… und einseitig ist niemals gut.

Wenn Du lernst Dein Pferd zu verstehen, wenn Du spürst, dass Ihr Beiden eine Bindung habt, wenn Du merkst, dass Deine Angst nicht (mehr) berechtigt ist, wird es etwas ganz tolles werden…

 

Über die Freigabe von Fotos

Während der vielen Jahre der Fotografie ist mir klar geworden, dass die „Standard-TFP-Verträge“ oft nicht das abbilden können, was eigentlich dem Sinn und den tatsächlichen Wünschen von Fotograf und Model entspricht. Daher habe schon vor langer Zeit angefangen, verschiedene „Freigabe-Schubladen“ zu definieren, die ich selbstverständlich auch im TFP-Vertrag so festhalte.

Der Sinn dahinter ist Folgender: Gäben mir die Models vom Paar-Shooting die Freigabe „Du darfst die Fotos fürs Web verwenden…“, so könnte ich sie komplett aus dem Kontext gerissen auf einer Inzest-Seite präsentieren – andersherum, gäbe es für einen Teil der Fotos keine Freigabe, weil wir neben dem Fashion noch ein paar Akt-Fotos als Weihnachtsgeschenk für den Freund geschossen haben, dürfte ich sie streng genommen nicht einmal meiner Freundin zeigen… beides ist sicherlich am Sinn vorbei.

Außerdem macht es in meinen Augen für das Model auch einen Unterschied, ob man ein Foto am Laptop „kontrolliert zeigt“, oder ob man es per Mail verschickt oder gar veröffentlicht.

Daher habe ich für jedes Shooting/jedes Model folgende Kategorien:

  • vertraulich (darf niemand sehen)
  • zeigen (ich zeige sie nur ohne Weitergabe)
  • nachfragen (jede neue Verwendung)
  • freigegeben (nach eigenem Ermessen)

Ein Problem dabei ist die Selektion selbst: würde ich alle Fotos vom Shooting erst einmal nach „vertraulich“ sortieren und das Model um Freigabe in andere Ordner bitten, so würden diese vermutlich ziemlich leer bleiben. Anders sieht es schon aus, wenn die Fotos erst in „freigegeben“ landen und das Model einige in die anderen Ordner „sortiert“.

Ich glaube… oft ist der Grund, warum Fotografen auf alle Rechte bestehen, gar nicht, dass sie gierig sind, sondern weil das nachträgliche Selektieren ein großes Streitpotential bietet – auf der anderen Seite aber kann ich das Model verstehen, welches sich für einen verdeckten Akt im Milchbad auszieht, dass der heimliche 300mm Tele-Schnappschuss zwischen die Beine eben *nicht* die selbe Freigabe bekommt, wie das Beauty-Bad.

Übrigens habe ich diese Ordner tatsächlich physikalisch in einer entsprechenden Struktur abgebildet und die eingeschränkten Ordner verschlüsselt mit einem zusätzlichen Passwort gesichert, um eben beim Zeigen nicht ungewollt zu viel zu zeigen.

Kindheits“bewältigung“ mit 21 – die Kompetenz meiner Familie

Bisher habe ich hier nicht viel über mich geschrieben. Von jetzt an werde ich immer mal ein Stückchen einwerfen. Ungeordnet, ungeschönt und reflektierend während ich schreibe. Sollte es Euch langweilen: Pech – nun wird Euch die Spannung, was ich schreibe, hier fesseln.

Es war im Sommer 1990. Mein Vater war schon eine ganze Weile tot und ich war der Einzige mit Führerschein, geschweige mit eigenem Auto, also habe ich meine „Familie“ zu einer Familienfeier gefahren. Wie üblich lief bei mir im Auto Musik vom damals ultra neuen CD-Wechsler – das Stück „Una Noche D’Amor“ von Deborah Sasson.

Dazu muss man wissen: meine ganze „Familie“ war immer schon auf anspruchsvolle, vornehmlich klassische Musik gepolt, es wurden regelmäßig klassische Konzerte besucht und von Opern geschwärmt – und präventiv alles an Musik verteufelt, was ich so gehört habe.

Als das Stück lief, bekam ich – mehr oder weniger aus einem Munde – von meiner Mutter und meiner Tante gesagt:

„…mach das Gekreische bloß aus, diese ganzen Pop-Sternchen mit ihren dünnen Stimmen sind ja nicht zu ertragen…“

und mein Bruder setzte nach:

„…es kann nun mal nicht jeder Musikverständnis haben…“

Nun, wer halbwegs Musikverständnis und -Wissen hat weiß, dass es sich bei Deborah Sasson um eine der besten Opernsängerinnen (Sopran) handelt, die erfolgreich am Broadway gesungen und vielfaches Gold und Platin abgeräumt hat – und eben auch mit ihrer Solo-Kariere als Pop-Sängerin etliche Auszeichnungen abgeräumt hat.

Es war einer der wichtigen Meilensteine im Durchtrennen der inneren Nabelschnur, der Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein, aber auch Verachtung gegenüber meiner ach so elitären Familie brachte…

Zu der Großstörung bei der Telekom

(Bild: Comsecuris, Ralf-Philipp Weinmann)

Wenn ein Netzwerk oder Server angegriffen werden, sind sie meist schneller da, als die Lösung des Problems: die Spekulationen, Ursachenforschung und Schuldzuweisungen. So auch während der letzten Großstörung bei der Telekom… und schnell war der Verdächtige ermittelt:

Ein Botnetz sollte eine Sicherheitslücke auszunutzen, die ein Nutzer namens „kenzo2017“ am 7. November 2016 in einem Blog veröffentlichte. Sie bezog sich auf Zyxel-Router, die der irische Provider Eir an seine Kunden verteilte. Deren Linux-Betriebssystem ließ sich durch einen Befehl zum Hinzufügen eines Zeit-Servers (NewNTPServer) dazu bewegen, ein Programm aus dem Internet herunterzuladen und auszuführen.

Soweit, so gut – allerdings handelte es sich bei den Routern der Telekom um gar keine Zyxel-Router und auch bei dem Betriebssystem handelt es sich nicht um Linux, sondern um eine proprietäre Lösung des taiwanischen Herstellers Arcadyan – und dieses ist gar nicht anfällig für den Angriff auf den Port 7547 (Fernwartung, TR-069) – aber so kleine Details spielen natürlich keine Rolle, wenn man auf Stammtisch-Niveau über jemanden (oder ein Unternehmen) her ziehen kann.

Die Ausfälle lassen sich aber trotzdem indirekt auf einen Fehler der Telekom zurück führen: würden die Router nicht leichtsinnig 24 Stunden am Tag auf Updates von außen lauern, wären die Angriffe ins Leere gelaufen, hätten sich nicht durch die DDoS „ablenken“ lassen und nichts wäre passiert.

Das ist aber eine philosophische Frage.